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Einführung 

Zusammenfassung
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Der Familienname

Sonstige Namensträger
Geographische Namen

 

Cum humana memoria labilis sit et caduca, cautum est, ut ea, que in tempore geruntur, sub scriptorum apicibus et sigillorum testimoniis firmentur. *

Zusammenfassung und Übersicht der Familienzweige

Der Artikel behandelt die Geschichte der Familie Hartard aus der Wetterau (Hessen), die 1334 in Friedberg, nördlich von Frankfurt am Main, mit Peter Hartrad erstmals sicher bezeugt ist. Eine Verbindung zu einem ursprünglich aus Dieburg stammenden Frankfurter Patriziergeschlecht Hartrad, das von 1254 bis gegen die Mitte des 15. Jahrhunderts urkundlich erscheint, sowie verwandtschaftliche Beziehungen zu gleichnamigen Familien in Marburg und Rothenburg ob der Tauber werden diskutiert. 

Hessische, pfälzische und amerikanische Hartard, Hartart, Hardardt, Hardart, Hartert, Hardert und Harter

Die Wetterauer Familie teilt sich in mehrere Linien, die im 16. und 17. Jahrhundert in den Städten Friedberg, Wölfersheim, Butzbach, Münzenberg und Petterweil / Okarben, verschiedentlich auch in Frankfurt, unter den Namen Hartar(d)t, Hartert und Hardert vorkommen, spätestens am Ende des 17. Jahrhunderts aber sämtlich ausgestorben sind. Die heute lebenden Nachkommen der wetterauischen Hartrat scheinen sich zwei Ästen zuordnen zu lassen, deren Stammväter beide um das Jahr 1500 geboren sind:

  1. Der Taunus-Ast beginnt mit Johann Hartart, der 1543 gräflich nassauischer Schultheiß in Eschbach (bei Usingen) ist, und seinem Sohn, dem gräflich wiedischen Rat Hartmann Hartart. Auf Johann gehen wohl die zwei Hauptlinien der Familie zurück:

      Die Hartart in Wernborn, die dort noch heute ansässig sind, mit einem auf Nikolaus Hartart zurückgehenden Seitenzweig, dessen Mitglieder seit 1712 in der Pfalz unter den Namen Hartard (in Freimersheim, Kirrweiler und Harthausen) und Hardardt (in Sondernheim) vorkommen. Zahlreiche Nachkommen dieser Linie leben heute auch in den USA; die amerikanische Speziallinie Hardart ist ein Abzweig der Hardardt in Sondernheim.
     
      Die Hartert in Griedelbach, die mit dem 1604 genannten Bernhard Hartert beginnen und sich in zwei Zweige spalten: die noch blühenden Hartert in Wetzlar und die Papiermüllerfamilie Hardert in Brandoberndorf (später in Oberstedten), die 1933 mit Karl Heinrich Hardert im Taunus ausstirbt, in den USA jedoch bis heute Nachkommen hat.

  2. Der Nassauer Ast beginnt mit dem 1568 gestorbenen gräflich nassauischen Schultheißen Friedrich Hartart zu Ewersbach (bei Dillenburg) und seinen Söhnen Wilhelm und Hartmann. Die Familie besteht noch heute unter dem Namen Hartert und besitzt in den Harter zu Dauborn vermutlich eine Nebenlinie.

Lothringisch-luxemburgische Hartard, Harter und Hartert sowie Hartard in Chile, England, Südafrika und Australien

Neben diesen hessisch-stämmigen Familien stehen noch unverbunden die Namensträger aus Luxemburg und dem deutschsprachigen Teil Lothringens, die dort erstmals zu Beginn des 16. Jahrhunderts mit dem aus Trier stammenden Benediktinerabt Johannes Hartard erscheinen und spätestens 1611 auch in der Gegend von Diedenhofen (Thionville) belegt sind. Auf diese Familien lassen sich wohl zurückführen:

  1. Die noch blühenden Hartert im Großherzogtum Luxemburg sowie westlich in der belgischen Provinz Luxemburg und östlich in der Trierer Gegend, mit mehreren Seitenlinien in den USA.

  2. Der Lothringer Zweig, der mit Pierre Hartard (*um 1625, †1677) in Varize (an der Deutschen Nied, östlich von Metz) beginnt und über seine Söhne in zahlreichen Linien bis heute fortgesetzt wird:

      der Linie Hartard in Varize, die auf Pierres Sohn Philippe zurückgeht,

      der ersten Linie Harter in Tetingen, die von Pierres Sohn Jean François abstammt,

      der zweiten Linie Harter in Tetingen, die Pierres Sohn Simon zum Stammvater hat,

      der Linie des Charles Hartard (*um 1650), wohl eines weiteren Sohnes Pierres, die in Niederfillen (Basse-Vigneulles) beginnt und über acht Söhne in mehreren Linien weiterläuft, nämlich den Harter in Bibisch (Bibiche), Schemerich (Chémery) und Freisdorf (Freistroff), die von Charles` Sohn Dominique abstammen und wohl noch bestehen, sowie den Hartard in Günglingen (Guinglange) und Niederfillen (Basse-Vigneulles), die sich von Charles` Söhnen Claude, Nicolas, Jean, Mathias, Mangin, Jacques und François herleiten und z.T. bis in die Gegenwart fortgesetzt werden. Vielleicht aus dieser Linie (oder von den Hartard in Varize) stammen die Speziallinie in England (gegründet von Leonard Hartard aus Paris, †1893 in London) und die in Chile (die 1897 mit der Auswanderung des Émile Hartard Marichal aus Metz beginnt); die Familien in Südafrika und Australien dürfen wohl zu den englischen Hartard gestellt werden.

Eine graphische Übersicht der verschiedenen Zweige gibt es als PDF.


König Hardald Hardråde von Norwegen fällt 1066 in der Schlacht bei Stamford Bridge gegen den englischen König Harald Godwinson. Englische Buchmalerei aus dem 13. Jh. (Cambridge University Library, Ee.3.59, fo. 32v)

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Durchaus keine seltene Frage bei einem seltenen, vielleicht sogar seltsamen Namen. Ein Mensch des Mittelalters hätte dieses Problem nicht gehabt. Vorausgesetzt, er war des Schreibens überhaupt mächtig, hätte er den Namen einfach dem Hörensagen nach zu Papier gebracht (und weil man das tatsächlich noch lange so gehalten hat, heißt die Familie heute nicht nur Hartard, sondern auch Hardardt, Hardart, Hartart, Hartert oder Hardert). Zumindest aber hätte der mittelalterliche Schreiber den Ursprung des Namens schnell erraten und gewusst, dass es sich eigentlich um einen Vornamen handelt, der aus zwei Wörtern zusammengesetzt ist: nämlich hart, was im alten Sinne soviel wie ‚kühn, stark‘ bedeutet, und rat, was den Ratschlag oder den Ratgeber bezeichnet. Ähnlich wie ‚Konrad‘ meint ‚Hartrad‘ also einen kühnen, einen starken Ratgeber. Bis ins 15. Jahrhundert hinein schrieb man deshalb ‚Hartrad‘ oder ‚Hartrat‘ (sogar ‚Hartrot‘ und ‚Hartrut‘), ab dem 16. Jahrhundert zunehmend ‚Hartard‘ oder ‚Hartart‘. In derselben Zeit setzte auch die Verschleifung des Namens ein, die ‚Hartard‘ zu ‚Hartert‘, ‚Hardert‘ oder ‚Harter‘ werden ließ.

Als Personennamen findet man ‚Hartrad‘ mindestens seit dem 7. Jahrhundert. Ein thüringischer Graf Hardrad etwa empörte sich 785 gegen Karl den Großen und wurde nach der Niederschlagung des Aufstandes 786 hingerichtet. Im heutigen Frankreich begegnet ‚Ardrad‘ im 9. Jahrhundert als Name eines Vizegrafen von Tours (†898) und eines Bischofs von Chalon (Bischof ca. 890-920). Auch dem norwegischen König Harald III. (*1015, †1066), der als Gründer Oslos gilt, wurde der Name beigelegt. In die Geschichte ist er als Harald Hardråde, der Strenge, eingegangen; er fiel 1066 bei dem Versuch, den englischen Thron zu erobern, in der Schlacht von Stamford Bridge. Ob der isländische Vor- und Familienname Harðard etymologisch ebenfalls hierhergehört, weiß ich nicht.

Im Mittelalter ist der Name vor allem im südhessischen Raum verbreitet, nicht zuletzt wohl durch das hier einflussreiche Geschlecht der Herren und Grafen von Merenberg: bei ihnen ist ‚Hartrad‘ über zehn Generationen hinweg Leitname, vom Stammvater Hartrad I. (um 1090) bis zum Letzten des Hauses, Hartrad VII.; auch der 1031 und 1051 genannte Hartrad, Bruder des heiligen Mainzer Erzbischofs Bardo, gehört vielleicht hierher. Bis zum 18. Jahrhundert ist ‚Hartrad‘ oder ‚Hartard‘ dann ein nicht eben häufiger, aber vor allem in Südwestdeutschland durchaus nicht ungewöhnlicher Taufname. Während der Regierungszeit des Mainzer Erzbischofs Damian Hartard von der Leyen (†1678) und seines Bruders, des Trierer Erzbischofs Karl Kaspar von der Leyen (†1676), war er in beiden Hochstiften sogar einigermaßen beliebt, ebenso später im Bistum Speyer während der Regentschaft des Fürstbischofs Heinrich Hartard von Rollingen (†1719). Heute ist er allerdings bis auf wenige Ausnahmen (wie den hessischen Architekten Hans Hartrad Meyer-Seipp, *1924, †2009) ganz verschwunden. 


Wien, 1260: Konrad Hartrat vermacht der Abtei Heiligenkreuz Gülten zu Nieder-Hollabrunn. Sein Name erscheint in der Mitte der ersten Zeile: „Chunr(adus) d(i)c(tu)s Hartrat“ (Deutschordenszentralarchiv Wien; Quelle: monasterium.net. Das virtuelle Urkundenarchiv Europas) 

Urkunde von 1260 in großer Ansicht | Urkunde von 1271 in großer Ansicht

Der Familienname

Als Familienname ist ‚Hartard‘ natürlich jünger. Im Bürgertum kamen erbliche Zunamen erst ab dem 12. Jahrhundert auf, als in den bevölkerungsreichen Städten an den großen Flussläufen und Kaufmannsstraßen – etwa in Wien, in Regensburg, in Basel, Straßburg, Speyer, Mainz, Frankfurt oder Köln – die bloßen Rufnamen nicht mehr für die sichere Unterscheidung der Bewohner genügten. Zunächst behalf man sich mit Beinamen, die aber lediglich der näheren Bezeichnung einzelner Personen, nicht ganzer Familien dienten und daher kaum ihren Träger überlebten. Sie nahmen Bezug auf dessen Herkunft, Beruf oder Wohnstätte, auf äußere Kennzeichen oder Wesensmerkmale, auf den Namen des Vaters oder, seltener, den der Mutter. Sicherlich entscheidend befördert durch die Eintragung solcher Namen in offizielle Urkunden wie Bürgerbücher oder Steuerlisten wandelten sie sich allmählich zu den erblichen Benennungen der Geschlechter, wie sie im deutschen Sprachraum seit dem 13. bis 14. Jahrhundert gebräuchlich werden.

Bei einem im 13. Jahrhundert in Wien bezeugten Konrad Hartrat etwa zeigt sich, dass der Prozess der Namensbildung damals noch nicht ganz abgeschlossen war: als Konrad um das Jahr 1260 mit seiner Frau Jutta der Abtei Heiligenkreuz zwei Pfund jährlicher Gülten zu Nieder-Hollabrunn vermacht, urkundet er als „Chunr(adus) d(i)c(tu)s Hartrat“ (Konrad, genannt Hartrat); ebenso 1271, als er, mittlerweile Witwer, dem Kloster Lilienfeld einen Hof in „Imzeinsdorf“ (Inzersdorf) und eine Wiese in Erlaa übergibt (zwei Besitzungen, die wenig später von seinen Verwandten Kunigunde und Konrad von Heiligenstadt erfolglos vom Lilienfelder Konvent zurückgefordert werden).

Ähnliches ist der Fall bei dem im Jahr 1296 erwähnten Leipziger Ratsherrn Heinricus Hartradi: hier verrät der Genitiv noch die Herkunft vom Vatersnamen. 1318 indes finden wir denselben Heinrich als „Henricus Hardrat“ in den Urkunden. Ab dem 14. Jahrhundert erscheint der Name nun durchweg in dieser verfestigten Form, so in Brüx (tschech. Most, in Böhmen) mit Heinrich Hartrat (1302 und 1306, vgl. Urkundenbuch, Ansicht der Urkunden hier und hier) und Johann Hartrat (1315; vgl. Schlesinger, S. 22, und Bahlow unter „Hartrath“), in Reichenbach a. d. Lausitz (westlich von Görlitz) 1356 mit Nyckil Hartrut (Tzschoppe/Stenzel Nr. CLXIX) oder mit den zahlreichen Namensträgern aus dem oberhessischen Raum (Frankfurt, Wetterau, Dreieich, Taunus), auf die im folgenden näher eingegangen wird.

Sonstige Namensträger

Zunächst sei aber noch auf verschiedene Namensträger verwiesen, bei denen sich kaum eine Verbindung mit unserer Familie herstellen lässt. Mit großer Sicherheit gilt dies für die eben genannten Hartrad in Leipzig, Görlitz, Wien und Brüx. Es wäre spekulativ, sie in die Geschichte der oberhessischen Hartrad / Hartart einbeziehen zu wollen, wenngleich solche familiären Verbindungen aufgrund der weitreichenden Wirtschaftsbeziehungen zwischen den mittelalterlichen Städten Deutschlands natürlich nicht grundsätzlich auszuschließen sind. So waren etwa die wichtigen Messeplätze Frankfurt und Leipzig durch drei große Handelswege miteinander verbunden: die Hohe Straße sowie die Straßen „durch die langen“ und „durch die kurzen Hessen“; die meisten hessischen Orte, an denen unsere Familie im Mittelalter und in der frühen Neuzeit ansässig ist, liegen mehr oder weniger an einer dieser Routen (so Friedberg, Butzbach, Grünberg, Altenstadt, Alsfeld, Rauschenberg). Auf halbem Weg zwischen Hessen und Leipzig, im thüringischen Nägelstedt (bei Bad Langensalza, nahe Erfurt), erscheint auch schon 1278 ein Heinrich Hartradi als Zeuge einer Urkunde des Deutschen Ordens; ob ein Zusammenhang mit einem Heinrich Hartradis in Dieburg bei Frankfurt (mehr) oder dem gleichnamigen Leipziger Ratsherrn besteht, sei dahingestellt – sehr plausibel ist es freilich nicht. Ein 1437 in Schönstedt bei Weißensee, etwas östlich von Bad Langensalza, genannter Hans Hartrot gehört vielleicht noch hierher (Küther, S. 203).

Nicht undenkbar, aber aufgrund der Distanz zum Frankfurter Raum eher unwahrscheinlich ist auch eine Verbindung zu den Hartrad im nördlichen Hessen: zwischen 1298 und 1300 findet man in Volkmarsen (nordwestlich von Kassel) den Ratsherrn (und Bürgermeister?) Konrad Hartradi sowie im Jahr 1325 seine Witwe Gertrud; nicht weit voneinander südöstlich von Kassel erscheinen Kunne Hartrades (†1432 in Wickenrode) und Hans Hartrodt (1479 Ratmann zu Eschwege). Vielleicht gehört hierher auch ein Wigand Hartard, der 1592 als Schüler am Marburger Paedagogium genannt wird, da er offenbar aus Oberdens, einem Ort nahe Eschwege, gebürtig ist (mehr). Eine Verbindung zu den Marburger (sowie den Alsfelder und Rauschenberger) Hartrad (mehr) wäre ebenfalls möglich.

Dass nicht bei allen Namensträgern der Vorname ‚Hartrad‘ zugrundeliegt und daher die Herkunft des Namens für jeden Einzelfall gesondert geprüft werden muss, zeigt sich an den schlesischen Hartert, die im 16. Jahrhundert als ‚Hartart‘ oder ‚Hartard‘ urkundlich in Erscheinung treten: so Balthasar Hartert / Hartardt (Liegnitz 1560), Kaspar Hartard (1557 stud. Wittenberg, später Lehrer in Goldberg / Schlesien und Bürgermeister in Haynau) oder David Hartard (Pastor in Seebnitz bei Lüben, *26.4.1630, 1650 in Leipzig, ordiniert für Großrinnersdorf 25.4.1660, nach Seebnitz berufen 1665, †1684, Sohn des Goldschmiedes Georg Hartart, vgl. Klose S. 465); hierher vermutlich auch der protestantische Erfurter Ratsherr Thamian Hartart (vgl. Meisner S. 128). Ihren Namen jedoch haben diese Personen wohl von den schlesischen Orten ‚Hartha‘ bzw. ‚Hartau‘ erhalten, indem ‚Harter‘ oder ‚Harder‘ sich zu ‚Hartert‘ und ‚Hartart‘ entwickelte: „–er, –ert wechselte in der Schreibweise des 16. Jhs. gern mit –art infolge der Unsicherheit, die durch den Lautwandel –art: –ert: –er bzw. –er: –ert in Personennamen entstanden war“ (Bahlow, S. 139). Möglich wäre auch, dass ‚Harder‘, die schlesische Bezeichnung für den Schäfer, hineinspielt. In anderen Fällen mag ‚Hartert‘ wiederum ‚der am Wald oder an der Weidetrift Wohnende‘ meinen, mit auslautendem ‚-t‘ von älter: ‚Harter‘; in bezug auf die Weinbeere schließlich bedeutete ‚hartrot(h)‘ einst soviel wie ‚rot und hartschalig‘. 

Vermutlich jüdischen Ursprungs (und ausweislich seines Wappens – drei goldenen Judenhüten im blauen Feld – vielleicht eines Stammes mit der Familie von Jüdden) ist das kölnische Patriziergeschlecht Hardenrath. Sein Stammvater Johann Hardenrath (†vor 1479) war im 15. Jahrhundert aus Hameln an der Weser nach Köln gezogen; durch Tuchhandel und Kreditgeschäfte reich geworden, stiftete er im Jahr 1466 zusammen mit seiner Frau Sybilla Schlößgin die Salvators- oder Hardenrathskapelle in der Kirche St. Maria im Kapitol. Von seinen Nachkommen war Johann d. Ä. Hardenrath (†1602) Kanzler des Herzogtums Jülich, dessen Bruder Johann d. J. Hardenrath (†1630) seit 1584 insgesamt 16mal Bürgermeister von Köln.

Nicht ersichtlich ist die Herkunft eines Philipp Hartruth, seit 1600 (protestantischer?) Diakon zu Donauwörth, der im Dezember 1607 vor den anrückenden Truppen des bayerischen Herzogs Maximilian I. nach Coburg floh (Burger et al., S. 75 und 302). Im Jahrbuch der Stadt Coburg für 1608 heißt es über ihn: „1608, am heil. Dreikönigstag kam hier der aus Donauwörth vertriebene Diakonus M. Philipp Hartruth an. Es wurden für ihn an der Kirchthür 15 fl. 12 gr. 7 Pfg. eingesammelt, dazu Ein Ehrbarer Rath noch 2 fl. beisteuerte“ (Karche, S. 382).

Von dem Taufnamen ‚Hartard‘ oder ‚Hartrat(h)‘ abgeleitet sind möglicherweise auch die Namen der noch bestehenden Familien Hartrath (im Raum Wiesbaden / Mainz / Trier: so etwa der Weingutbesitzer Medard Hartrath, bis 1922 Vorsitzender der Trierer Zentrumspartei und 1912-1918 Abgeordneter des Deutschen Reichstags), Harterath, Hardrat, Hardraht und Hardrath sowie Namen wie Hartroth (im Rheinland), Hartrodt (Thüringen) oder (von) Hartrott; sie können aber ebenso zur Gruppe der Herkunftsnamen gehören, Familiennamen also, die ihre Wurzel in Orts- und Flurbezeichnungen haben: ‚hart‘ bedeutet ‚Wald‘‚ und -rott‘/ ‚-rodt‘/ ‚-rode‘ sind in Hessen und Thüringen häufige, auf eine Rodungssiedlung hinweisende Endungen von Ortsnamen. Für die nordhessischen Namensträger käme als Ursprung etwa Hartenrod westlich von Marburg in Frage, für die rheinischen Familien die – heute untergegangene – Ortschaft Hartrath. Nach dem Ort Hardert (älter: Hartenrode) im Westerwald wiederum benennt sich im Spätmittelalter ein niederadliges Geschlecht, das 1553 mit Johann von Hardert ausstirbt. Hierher gehören wohl auch Johann von Hardert (von Hartart) und seine Frau Elisabeth, die um 1450 in einem Anniversar des Klosters Marienstatt im Westerwald erscheinen. Auch bei dem 1294 urkundlich genannten, in Coveren (=Kobern) begüterten Ritter Guillaume de Hartert muss angenommen werden, dass der Name Hartert sich auf eine Besitzung bezieht, vielleicht das Dorf Hardert auf der rechten Rheinseite, das wie Kobern in der Nähe von Koblenz liegt. Ähnliches ist für den 1335 erwähnten Koblenzer Schöffengerichtsschreiber Johann Hardert zu vermuten, da er auch unter dem Namen de Hartrode vorkommt. Ein Godart van der Hartart, Mitte des 14. Jahrhunderts Geistlicher zu Afferden (in den heutigen Niederlanden, vgl. Kraus S. 272), ist vielleicht mit dem ehemaligen Schloss Hartelstein bei Itteren, nördlich von Maastricht im niederländischen Limburg, in Verbindung zu bringen, da dieses auch unter der Bezeichnung Hartard oder Hartert vorkommt; gleiches gilt für Heinrich von der Hartart, der 1393 in die Dienste der Stadt Köln tritt (Eckertz/Ennen S. 196), möglicherweise auch für eine 1538 zu Tondorf (bei Nettersheim in der Nordeifel) als Frau des Dietrich Hack von Lissingen genannte Elisabeth von der Hartart (Schannat S. 233).

Geographische Namen

Umgekehrt existieren Ortsnamen, die ihrerseits von dem Personen- oder Familiennamen ‚Hartrad‘ herstammen: so das oberösterreichische Harterding, nahe dem Inn; Hardradinchus (nach dem sich 1249 ein Dortmunder Bürger nennt: Wessel von Asseln gen. de Hardradinchus); Hartershausen bei Fulda (891: Hartrateshus, später Harteratishusen, Harttarshusen); Hardradessen, Name zweier nordhessischer Wüstungen (im Kreis Waldeck bzw. im Kreis Wolfhagen), Harreshausen, heute ein Ortsteil von Babenhausen, beim hessischen Dieburg (12. Jh.: Hardirshusen, 1320: Hareshusen), Hartradisbusz, ein Flurstück bei Frankfurt-Bockenheim (1301). Die Eifelburg Hartelstein (älter: Hartradstein) bei Prüm, heute Ruine, die 1341 unter luxemburgische Lehenshoheit fällt, führt ihren Namen nach dem Erbauer, Hartrad von Schönecken aus dem Hause der Grafen von Vianden; eine Bastion der Festung Mainz aus dem 17. Jh. erhielt den Namen Hartard nach dem Mainzer Erzbischof Damian Hartard von der Leyen. Der Ort Hartershofen nördlich von Rothenburg ob der Tauber, der ursprünglich nach seiner Besitzerfamilie Storrenhofen genannt wurde, wechselte zur Mitte des 14. Jahrhunderts seinen Namen zu Hartradshofen, als er in das Eigentum des Rothenburger Patriziers Heinrich Hartrad überging.


* Weil die menschliche Erinnerung schwach ist und vergänglich, ist es ratsam, die Dinge, die geschehen, schriftlich und besiegelt festzuhalten.‘ So lautet der Beginn einer Urkunde, mit der im Jahr 1296 Friedrich Hartrad von Dieburg und seine Frau Lukard von den Deutschordensrittern zu Frankfurt-Sachsenhausen die Mühle Kistelberg erwerben. Vgl. Böhmer/Lau, S. 347

 
Der Artikel zur Familiengeschichte als PDF-Dokument:

Literatur und Quellen (Auswahl):

Hans Bahlow: Deutsches Namenslexikon. Familien- und Vornamen nach Ursprung und Sinn erklärt. Neustadt a. d. Aisch 1972
Helene Burger et. al.: Pfarrerbuch Bayerisch-Schwaben (ehemalige Territorien Grafschaft Oettingen, Reichsstädte Augsburg, Donauwörth, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Nördlingen und Pfarreien der Reichsritterschaft in Schwaben), 2001
Gottfried Eckertz / Leonard Ennen: Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, Köln 1879, Bd. 6
Ernst Wilhelm Förstemann
: Altdeutsches Namenbuch. Bd. 1, 1900 (Nachdruck München/Hildesheim 1966)
Jacob Grimm/Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Leipzig 1854-1960
Philipp Carl Gotthard Karche: Jahrbücher der Herzoglich Sächs. Residenzstadt und des Herzogthums Coburg, Band 3, Coburg 1853
Konrad Klose
: Beiträge zur Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924
Thomas Kraus
(Bearb.): Regesten der Reichsstadt Aachen (einschließlich des Aachener Reiches und der Reichsabtei Burtscheid), Dritter Band: 1351-1365, (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, XLVII), Düsseldorf 1999
Waldemar Küther
(Bearb.): Urkundenbuch des Klosters Frauensee 1202 - 1540 (= Mitteldeutsche Forschungen 20), Köln und Graz 1961
Joachim Meisner
: Nachreformatorische katholische Frömmigkeitsformen in Erfurt, St.-Benno-Verlag, Leipzig 1971
Carl-Friedrich von Posern-Klett/Joseph Förstemann
(Bearb.): Urkundenbuch der Stadt Leipzig. Bd. 1, Leipzig 1868, Nr. 21/Bd. 2, Leipzig 1870, Nr. 36
Johann Friedrich Schannat: Eiflia illustrata oder geographische und historische Beschreibung der Eifel. A. d. Lateinischen von Georg Bärsch, Bd. 2/1, Leipzig und Aachen 1829
Ludwig Schlesinger (Hg.)
: Stadtbuch von Brüx bis zum Jahre 1526, 1876
Gustav Adolf Tzschoppe / Gustav Adolf Stenzel
(Bearb.): Urkundensammlung zur Geschichte des Ursprungs der Städte und der Einführung und Verbreitung Deutscher Kolonisten und Rechte in Schlesien und der Ober-Lausitz, Hamburg 1832
Johann Nepomuk Weis
(Bearb.): Urkunden des Cistercienser-Stiftes Heiligenkreuz im Wiener Walde. Wien 1856, S. 148f.
Gerhard Winner (Bearb.): Die Urkunden des Zisterzienserstiftes Lilienfeld 1111-1892 (= Fontes Rerum Austriacarum II/81). Wien 1974, S. 64, 82